78 Zweite Periode der Neuzeit. Die Zeit der unumschrnkten Frstengewalt. 101
b) Die Brger hatten sich durch Flei und Geschicklichkeit wieder zu behaglichem Wohlstand emporgearbeitet. Der Grohandel blhte in Hamburg und den rheinischen Stdten. Deutsche Eisen- und Tuchwaren fanden wieder ihren Weg zu allen Kulturvlkern. Von den Handwerkern, die fest an ihren alten Zunftgebruchen hielten, schieden sich die Honoratioren", d. h. die Studierten und d.ie greren Kaufleute. Sie pflegten sich zu treffen in der Apotheke und dort bei einem Glschen feinen Brannt-weins nicht nur rtliche Angelegenheiten, wie die Ankunft des Postwagens oder die Anlage einer neuen Landstrae, sondern auch literarische Er-scheinungen und staatliche Ereignisse zu besprechen.
c) Die Frauen. Whrend die hfischen und adligen Kreise mit seltenen Ausnahmen noch ganz im Zwange franzsischer Galanterie steckten, bot die brgerliche Familie ein erfreulicheres Bild. Nachdem die Ver-wilderung des 17. Jahrhunderts berwunden war, gewannen die Fraueu mehr und mehr eine Stellung, wie sie Schiller im Liede von der Glocke schildert, und wie wir sie an Goethes Mutter sehen. Das Hans wurde ihre eigentliche Heimat, und die aufblhende Literatur, an der viele Fraueu regen Anteil nahmen, zeigte ihnen ihre wahren Ziele und Aufgaben. In der Kleidung der Frauen tritt das Unnatrliche der Rokokozeit" hervor. (Bild 30 ff.)
d) Die Huslichkeit. Die Wohnungen waren einfach und die Zimmer, deren Wnde man anfing hatte mit Papiertapeten zu bekleben, in wechselndem Geschmack ( 95, 6) ausgestattet. Die Hausfrau hatte Freude an kupfernem und zinnernem Gert, das in der sorgfltig geputzten Kche ausgestellt wurde, an Meiener Porzellansachen, die auf der damals auf-gekommenen Kommode zur Schau standen, und an den feinen Damast-geweben, die bei Festlichkeiten die Tafel zierten. Die Ordnung im Hause war streng, fr viele Verrichtungen (z. B. Vergngungen, Bestidje, Aderlsse, Bleigieen) wurden bestimmte Zeiten im Jahre eingehalten, und der Umgang hatte nichts von seiner steifen Frmlichkeit verloren (Anrede mit Sie").
2. Die deutsche Literatur verdankt den Taten Friedrichs des Groen nidst blo eine unmittelbar befruchtende Einwirkung (Gleims Kriegslieder, Lessings Minna von Barnhelm); wichtiger war, da sein Auftreten und seine Erfolge das deutsche Nationalgefhl und das Vertrauen auf die eigene Kraft wieder weckten, und da infolgedessen die Dichtung sich von der Nack)-ahmnng des Auslandes lossagte. Klopstock setzte dem Voltaireschen Witz deutsche Begeisterung entgegen; Herder wies ans die Kraft der Volks-dichtnng hin; wie Friedrich bei Robach den Franzofen die Minderwertig-keit ihrer Kriegskunst bewies, so beleuchtete Lessing die Nichtigkeit der franzsischen Dichtkunst, und die Werke Goethes und Schillers zeigten, da die deutsche Dichtung der hchsten Vollendung shig sei. Und doch
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Extrahierte Personennamen: Schiller Goethes Meiener_Porzellansachen Friedrichs Gleims_Kriegslieder Lessings_Minna_von_Barnhelm Klopstock Friedrich Friedrich Lessing
Li ,e\ 61 n&sjnedjte. Die Landsknechte, eine von Maximilian I. eingefhrte Futruppe, wurden aus allen Stnden geworben. Die Waffen (tapieg, Schwert, Feuerrohr) hatte sich jeder selbst zu besorgen, auch die Kleidung, die meist farbenfreudig und bequem war. Mit den Soldaten zogen vielfach auch ihre Frauen und Kinder ms Feld. - Auf dem Bilde wird nach dem Zelte des Feldobersten ein Unterhndler von zwei berittenen Offizieren geleitet. Links I..gamtlien'^ne- Das aufgesteckte Reisigbndel dahinter bezeichnet das Marketenderzelt. Die Zelte der Fhrer waren kenntlich an dem aufgesteckten Banner.
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75. Staatliches und gesellschaftliches Leben in Deutschland. ~ 11
Weltverkehrs nahmen Handel und Wohlstand nicht ab*) (Bild 4). Die Kaufleute beeilten sich, an dem Verkehr mit der Neuen Welt teilzunehmen. Einer, Welser in Augsburg, grndete sogar eine deutsche Ansiedlung in Venezuela.**) Seine Familie und die der Fugger in Augsburg zhlten zu den reichsten des 16. Jahrhunderts, und viele Fürsten zhlten zu ihren Schuldnern.***)
Behagliches Wohlleben *) und ppige Feste waren die Folgen des Wohlstandes. Die Wohnungen wurden im Geschmack der Renaissance ausgestattet (Bild 11). Die Trachten wiesen groe Mannigfaltigkeit aus; während in der ersten Hlfte des Jahrhunderts noch die franzsische Mode ihren Platz behauptete, wurde sie in der zweiten Hlfte von der spanischen verdrngt (Bild 1926). Auf Speise und Trank verwandte man viel Sorgfalt, wie schon das Hufigerwerden von Kochbchern zeigt; die stark gewrzten Speisen und Weine des Mittelalters erhielten sich. Unter den Festlichkeiten waren im mittleren Brgerstande die Schtzen-feste am meisten beliebt, f)
3. Die Frauen. Die Ttigkeit der brgerlichen Frauen richtete sich infolge des Wohlstandes mehr als frher ( 64, 7) auf das Hauswesen und die geistigen Interessen. Das Studium der Sprache Ciceros wurde auch fr die Mdchen und Frauen ein wichtiges Bildungsmittel, und an den religisen Streitsragen nahmen sie in Schriften und Gesprchen leb-haften Anteil. Ein Muster an Bildung und Tugend war Philipp ine Welser. Mit ihr vermhlte sich trotz aller Schwierigkeiten, die der Standesunterschied bereitete, der Erzherzog Ferdinand, der Sohn des nachmaligen Kaisers Ferdinand. Aus edlem Brgergeschlechte stammte auch Barbara Uttmann, die Gemahlin eines Bergherrn in Annaberg. Sie wurde die Wohltterin der verarmten Bevlkerung des Schsischen Erzgebirges, indem sie die Brabanter Spitzenklppelei lehrte und damit einen neuen, eintrglichen Erwerbszweig einfhrte.
*) Htt' ich Venediger Macht und Augsburger Pracht, Nrnberger Witz und Straburger Geschtz und Ulmer Geld, so war' ich Herr der ganzen Welt."
(Reimspruch aus dem 16. Jahrhundert.)
**) Sie hat nur zwanzig Jahre bestanden. Die Spanier in Venezuela rissen den deutschen Besitz an sich, und Kaiser Karl V., der zugleich König von Spanien war, schritt nicht dagegen ein.
***) Karl V. liehen die beiden Kaufhuser zwlf Tonnen Goldes.
x) Die fortlaufenden Zahlen im Texte beziehen sich auf die Quellenstze im Anhang.
t) Ein solches war das Straburger Freischieen, das Fischart in seiner Dichtung Das glckhast Schiff von Zrich" verherrlicht hat. Die Zricher fuhren frhmorgens zu Schiffe ab und nahmen einen Topf mit heiem Hirsebrei mit, der abends, als sie in Straburg ankamen, noch warm war. Sie wollten den Stra-burgern beweisen, da sie ihnen im Notfalle zu Hilfe eilen knnten, ehe ein Hirse-drei kalt wrde.
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Extrahierte Personennamen: Welser Philipp_ine_Welser Philipp Ferdinand Ferdinand Ferdinand Ferdinand Barbara_Uttmann Karl_V. Karl_V. Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Augsburg Venezuela Augsburg Annaberg Venezuela Spanien Straburg
Deutsche Zustnde während des groen Krieges.
35
d) Das Lager. Bei der Anlage eines Lagers wurde zunchst in der Mite ein groer Platz abgesteckt fr den Feldherrn, seinen Stab und ine Hauptwache. Vor der Hauptwache war der Spielplatz der Soldaten, wo Karten und Wrfel selten ruhten. Daneben schlugen die Marketender, he unter der Aufsicht des Profos standen, ihre Buden auf. Rundherum errichteten die Soldaten ihre Zelte oder bauten Htten aus Stroh und Brettern, nachdem sie, was sie brauchten, aus den Drfern zusammengeschleppt hatten. Eine rings um das Lager laufende Wagen-brg verlieh ihm grere Festigkeit. (Vgl. Bild 2.)
c) Sitten. Bei der allgemeinen Nichtachtung fremden Eigentums kamen btele rasch zu groem Reichtum, der ebenso schnell verprat wurde und mit der Habgier wuchsen alle unedlen Triebe; Zerstrungswut und Grausamkeit waren gang und gbe. Zum Schutz gegen die Gefahren des Krieges wurde die Kunst, durch Zauber sich fest" oder gefroren" zu machen angewandt; man trug Passauer Zettels) Hexenkruter, Amulette u. dgl. Bei Vornehmeren war die Sterndeuterei beliebt.
2. Die Bamrn. a) Am Anfange des Krieges. Deutschland galt als ein reiches Land. Anch die Bauern hatten sich nach dem Unglcks-jhre 1525 wieder zu behaglichem Wohlstand emporgearbeitet. Schulen gab es fast m allen Kirchdrfern.
ra V2 bei Krieges. Mit der Verschlechterung des
Geldes durch die ..Kipper und Wipper"/) dem Steigen der Preise. Ein-quartierungen und Lieferungen fingen die Leiden an. Durchziehende Soldaten mihandelten oder tteten den Bauern und seine Familie raubten bte Habe und verbrannten das Haus. Daher vergruben oder bic aueln ih Kostbarkeiten und flohen, wenn sie nicht selbst Soldat wurden, gern in benachbarte Wlder. Von bort kehrten
Meie nicht zuruck, fonbern zogen ein freies Ruberleben der nutzlosen Feldarbeit vor.
raihms8lleiv bes Krieges. Das Elenb stieg ans den Hchsten .pfel durch die Pest, 1635-36. Sehr viele, ehemals blhenbe Drfer verschwanden vom Erdboden, andere wurden nur von Wlfen bewohnt. v "wdilrch die Drfer wieder erstanden, waren
die Helmatliebe der Bauern, das Interesse der Obrigkeit und die auf-opfernde Ttigkeit der Geistlichen, die gewhnlich die letzten waren, die das Dorf verlieen, und die ersten, die zurckkehrten.
3. Die Städte, a) Am Anfang des Krieges herrschte in den Stdten Wohlstand und Bildung. Sie besaen starke Befestigungen ge-pflasterte Straen, Wasserleitungen, Badehnser, Wein- und Bierkeller-viel Luxus wurde getrieben m Wohnung, Kleidung und Nahrung.
*) il?,?1- ?w?nld)rift: ."Teufel, hilf mir, Leib und Seele geb' ich dir!"
) Kippen beschneiden; wippen wgen.
3*
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31
sich die Honoratioren", d. h. die Studierten und die greren Kauf-leute. Sie pflegten sich zu treffen in der Apotheke und dort bei einem Glschen feinen Branntweins nicht nur rtliche Angelegenheiten, wie die Ankunft des Postwagens oder die Anlage einer neuen Landstrae, sondern auch literarische Erscheinungen und staatliche Ereignisse zu besprechen.
c) Die Frauen. Whrend die hfischen und adligen Kreise mit seltenen Ausnahmen noch ganz im Zwange franzsischer Galanterie steckten, bot die brgerliche Familie ein erfreulicheres Bild. Nachdem die Verwilderung des 17. Jahrh. berwunden war und die Teilnahme des weiblichen Geschlechts am Erwerbsleben ( 51, 7) aufgehrt hatte, gewannen die Frauen mehr und mehr eine Stellung, wie sie Schiller im Siebe von der Glocke schildert, und wie wir sie an Goethes Mutter sehen. Das Haus wurde ihre eigentliche Heimat, und die aufblhende Literatur, an der viele Frauen regen Anteil nahmen, zeigte ihnen ihre wahren Ziele und Aufgaben. In der Kleidung der Frauen Mg. 158 und 160) tritt das Unnatrliche der Rokokozeit" hervor.
d) Die Huslichkeit. Die Wohnungen waren einfach und die Zimmer, deren Wnde man angefangen hatte mit Papiertapeten zu bekleben, in wechselndem Geschmack ( 75, 6; 89, 1) ausgestattet. Die Hausfrau hatte Freude au kupfernem und zinnernem Gert, das in der sorgfltig geputzten Kche ausgestellt wurde, au Meiener Porzellan-fachen, die auf der damals aufgekommenen Kommode zur Schau standen, und au den feinen Damastgeweben, die bei Festlichkeiten die Tafel zierten. Die Ordnung im Hanfe war strenge, viele Verrichtungen (z. B. Vergngungen, Besuche, Aderlsse, Bleigieen) hatten ihre bestimmten Zeiten im Jahre, und der Umgang hatte nichts von seiner steifen Frmlichkeit verloren (Anrede mit Sie").
2. Die deutsche Literatur. Aus der Nachahmung des Auslandes, die bis dahin auch in der Literatur geherrscht hatte, arbeitete sich der deutsche Geist heraus zur Freiheit des Denkens und Fhlens. Das Austreten Friedrichs des Groen gab der ganzen Nation Selbstvertrauen wieder und trug dadurch dazu bei, da auch die Dichtung selbstndiger wurde, wenn auch eine unmittelbar befruchtende Wirkung seiner Taten nur in wenigen Werken (Gleims Kriegsliedern, Lessings Minna) erkennbar ist. Klopstock setzte dem Voltaireschen Witz deutsche Begeisterung entgegen; Herder wies auf die Kraft der Volksdichtung hin; wie Friedrich bei Robach den Franzosen eine Probe deutscher Kriegskunst gab, so beleuchtete Lessing die ganze Nichtigkeit der franzsischen Dichtkunst, und die Werke Goethes und Schillers zeigten, da die deutsche Dichtung der hchsten Vollendung fhig sei. Und doch blieb ihr die
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Extrahierte Personennamen: Schiller Goethes Friedrichs Lessings_Minna Klopstock Friedrich Friedrich
32 Vierte Periode. Die Zeit der Kreuzzge und der Hohenstaufen.
halten, die Bedrngten zu beschtzen und gegen die Frauen hflich und bescheiden zu sein; dann empfing er den Ritterschlag.
Auch die Mdchen wurden, wenn sie nicht im Kloster erzogen wurden, gewhnlich an den Hof des Lehnsherrn geschickt, wo sie unter der Obhut der Burgfrau standen und von einer Meisterin" in der Anstandslehre und in Haus- und Handarbeiten, namentlich im Spinnen, Schneidern und Sticken*) unterwiesen wurden. Daneben lernten sie von dem Geistlichen des Hofes lesen und schreiben und von fahrenden Sngern singen und sagen". Auch eine erweiterte Bildung war bei vornehmen Frauen hufig: viele kannten das Lateinische und Franzsische, waren in der Dichtkunst wohl bewandert, spielten die Fiedel und die Harfe, verstanden eine anregende Unterhaltung zu führen und im Schachspiel den Gegner matt zu setzen. Im allgemeinen besaen die Frauen eine hhere Bildung als die Männer.
3. Turniere waren im Frieden die liebste Beschftigung der Ritter. Der weite Turnierplatz war von Schranken umgeben, hinter denen auf erhhten Sitzen die Damen und die Preisrichter saen. Eine groe Menschenmenge versammelte sich auerhalb der Schranken, um das glnzende Schauspiel zu verfolgen. Auf den Ruf des Herolds ritten die schwer gersteten Teilnehmer (Fig. 83 und 118) mit eingelegter Lanze paarweise oder haufenweise gegeneinander, um die Gegner aus dem Sattel zu heben und gefangen zu nehmen. Nach Beendigung der Kmpfe, die ganze Tage, auch wohl mehrere Tage dauern konnten, erhielten die Sieger nach dem Urteil der Preisrichter die vom Veranstalter des Turniers ausgesetzten Preise.
Vergleiche die Turniere mit den Kampfspielen des Altertums.
% Die Burg. Die Ritter- und Frstenburgeu wurden gern auf Berghhen angelegt. Manche sind aus frheren rmischen Befestigungen erwachsen (z. B. Steinsberg, Fig. 78). Eine groe Burg war von einer weiten Ringmauer mit Zinnen und Trmchen umgeben, die den ueren Hof umschlo (vgl. Fig. 86). In die eigentliche Burg fhrte, falls sie wieder von einer Mauer umgeben war, der den Burg graben die Zugbrcke. Der wichtigste Bestandteil war der Turm. der dem Rittersaal arbeiteten in der Kemenate die Frauen und Mdchen (Fig. 81) oder sahen den Waffenbungen zu, die auf dem Hofe ange-
*) Die deutschen Frauen waren berhmt als Stickerinnen, und die kunstvoll gestickten Kleider ihrer Männer wurden viel bewundert. In Museen ist manches von diesen Arbeiten erhalten. Im Nibelungenliede (Str. 352 ff.) verfertigt Kriemhild mit dreiig ihrer Jungfrauen kostbare Kleider fr Gunther und dessen Genossen.
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49. Die Zeit der ersten Hohenstaufen.
33
stellt wurden. Kleinere Burgen bestanden oft nur aus dem Turme und den umgebenden Befestigungswerken. Die Einrichtung der Burgen, selbst der frstlichen, war eine nach unseren Begriffen drftige. (Fig. 80.) Glasfenster und fen waren noch wenig bekannt.
5. Das Leben in der Burg verlief fr gewhnlich einfrmig, namentlich im Winter. Die Herrin des Hauses war mit der Besorgung des Haushalts, der berwachung der zahlreichen Dienerschaft, mit Schnei-dern und Sticken, der Ritter mit Waffenbungen, mit der Bewirtschaf-tung und Instandhaltung seines Besitzes beschftigt. Eine geschtzte Unterhaltung war der Besuch eines fahrenden Ritters oder eines Wall-fahrers, der neue Mr brachte. Bei einer Festlichkeit in schner Jahres-zeit aber ging's hoch her. Nach Frhmesse und Imbi veranstaltet ein Teil der Gste ein kleines Turnier; andere reiten mit den Damen auf die Falkenbeize. Gegen Abend wird zur Hauptmahlzeit geblasen. Auf die weigedeckte bekrnzte Tafel werden in zinnernen und silbernen Schsseln die stark gewrzten Speisen aufgetragen; Lffel und Messer werden gebraucht, aber keine Gabeln, und Wrzwein wird aus Bechern getrunken. Snger und Gaukler drfen nicht fehlen. Nachher vergngt sich das junge Volk mit Tanzen, wobei eigentliche Tnze und Reigen unterschieden wurden.
Die Kleidung der ritterlichen Gesellschaft zeigt Fig. 85.
6. Die geistlichen Ritterorden. Nach dem ersten Kreuzzuge wurde in Jerusalem von Italienern der Johanniterorden und von Fran-zosen der Orden der Tempelherren'") gestiftet, denen sich spter ( 49, 2, d) der Deutsche Orden anreihte. Ihre Aufgaben waren die Be-kmpfuug der Unglubigen, die Pflege der Kranken und die Besorgung des Gottesdienstes. Die Mitglieder wurden daher in Ritter, Dienende Brder und Priester eingeteilt. An der Spitze jedes Ordens stand ein Hochmeister.
Die Deutschen Ritter trugen als Ordenskleid einen weien Mantel mit schwarzem Kreuze.
49. Die Zeit der ersten Hohenstaufen.
\. Konrad Iii., 11381152. a) Hohenstaufen und Welfeu. Nach dem Tode Lothars von Sachsen (11251138), den die Fürsten als Gegner der frnkischen Kaiser und der mit ihnen verwandten und ver-bndeten Hohenstaufen gewhlt hatten, wurde nicht Lothars Schwieg er-shn Heinrich der Stolze aus dem Geschlechte der Welsen, Herzog
*) Ihr Ordenshaus stand an der Stelle des ehemaligen Salomonischentempels. Christensen, Kleines Lehrbuch der Geschichte. Il A. 3. Aufl. 3
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Lothars_Schwieg_er-shn_Heinrich_der_Stolze Heinrich Christensen
42 Vierte Periode. Die Zeit der Kreuzzge und der Hohenstaufen.
schmckten die Straen und Marktpltze, und ntigenfalls war durch Leitungen fr das unentbehrliche Wasser gesorgt. Von vielen Kirchen und Klstern tnte anmutiges Glockengelute, und seit dem 14. Jahr-hundert wurden auch die Stunden durch eine Rderturmuhr augegeben.
Welcher Gefahr waren die mittelalterlichen Städte durch die enge Bauart und das viele Holz und Stroh ausgesetzt?
5. Wohnung und Aleiduug. Die stdtischen Wohnungen waren noch grtenteils fr landwirtschaftliche Zwecke eingerichtet. An den gerumigen Flur schlssen sich die Rume fr Mensch und Vieh. In den Zimmern bestand der Fuboden, der im Winter mit Stroh belegt wurde, aus Lehm, die Wnde waren nur in vornehmen Husern bemalt, die Fenster ohne Glas; die hauptschlichsten Mbel waren einfache Tische, Bnke und eisenbeschlagene Truhen (vgl. Fig. 80).
Um so mehr hielt man auf die Kleidung, auf welche schon damals die franzsische Mode einzuwirken begann. Beliebt waren grelle Farben, oft in wunderlichen Zusammenstellungen. (Fig. 117.)
6. Bildung und geselliges Leben. Die frei gewordenen Brger suchten auch in der Schulbildung mit den Geistlichen zu wetteifern. Manche verstanden nicht nur das Deutsche, sondern auch das Lateinische zu lesen, neben den geistlichen Schulen werden besondere Stadtschulen erwhnt, und von den Handwerkern wurde die Dichtkunst gepflegt ( 52, 4). Daneben kam die Heiterkeit des Lebens nicht zu kurz: die Vornehmen ahmten in Turnieren den Rittern nach, das Volk hatte seine Fastnachtsaufzge, Maifeste und Freischieen. Fahrende Leute (welche rechtlos waren): Spielleute, Gaukler, Tierbndiger, zeigten geld-gierig ihre Knste. Und wohl war es ntig, ein Gegengewicht zu haben gegen die bittere Not, die in Seuchen, Feuersbrnsten, Teuerung, Raub und Mord zahlreiche Opfer forderte.
7. Die Frauen. Noch war das Arbeitsfeld der meisten deutschen Frauen ein doppeltes: neben der verwaltenden und erhaltenden Ttig-keit im Hause teilten sie die Mhsal des Erwerbes, wenn auch die schwerere Arbeit sich mehr und mehr auf die Schultern der Männer abwlzte. (Vgl. das Leben der Frauen in der Urzeit, 33, 6.) In den Stdten half die Tochter dem Vater, die Hausfrau dem Gatten im Handwerk, und alleinstehende Frauen arbeiteten im Lohn oder als selbstndige Meisterinnen namentlich in den Gewerben, die zur Anfertigung der Kleidung gehrten: Spinnen, Weben, Schneidern, Krschnerei, Bortenwirkerei. Sie waren Zunftmitglieder, wenn ihr Ge-werbe znftig war, ja es gab Znfte, die nur aus Frauen bestanden. Fr diejenigen Alleinstehenden, die im Gewerbe keinen Platz fanden,
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63. Zustnde im deutschen Reiche.
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5. Das Aunsthandwerk. Das Aufblhen der reinen Kunst zog das Streben der Handwerker nach sich, den Gegenstnden durch schne Formen und Verzierungen greren Wert zu verleihen und die Freude am Gebrauch zu erhhen. Die Wohnrume sind ausgestattet mit antiken Dekorationsformen, mit einfachen, eleganten Polstersthlen, mit einem behaglichen, farbigen Kachelofen und anderen kunstvoll ausgefhrten Erzeugnissen der Metallarbeiter, Tpfer und Schreiner. (Fig. 109; vgl. auch Fig. 110.)
63. Zustnde im deutschen Reiche.
\. Die Feuerwaffen. Auch auf das staatliche Leben der Neuzeit hat eine Erfindung mchtig eingewirkt: die der Feuerwaffen. Obgleich das Schiepulver (t)er Sage nach von einem Franziskanermnch Berthold Schwarz erfunden) den Arabern lngst bekannt war, wurden Ge-schtze (Kanonen und Bchsen) doch erst im 14. Jahrhundert wahrscheinlich zuerst in Deutschland, verfertigt, und erst im 16. Jahrhundert kamen die Feuerwaffen iu berwiegeuder Anzahl in Gebrauch. Die Kriegfhrung wurde durch sie wesentlich verndert. Auch zur See erhielten die Kanonen steigende Bedeutung. (Fig. 125.)
2. Die Städte. Gegen die neuen Waffen muten die Stadtmauern verstrkt und durch Wlle gedeckt werden. (Fig. 112.) An den dazu ntigen Mitteln fehlte es nicht. Denn trotz des vernderten Weltver-kehrs nahmen Handel und Wohlstand nicht ab. Die Kaufleute be-eilten sich, an dem Verkehr mit der Neuen Welt teilzunehmen. Einer, Welser in Augsburg, grndete sogar eine deutsche Ansiedluug in Venezuela. Seine Familie und die der Fugger in Augsburg zhlten zu den reichsten des 16. Jahrhunderts, und viele Fürsten waren ihre Schuldner. Neben Augsburg gehrten Nrnberg (Fig. 111) und Ulm zu den reichsten Stdten.
Behagliches Wohlleben und ppige Feste waren die Folgen des Wohlstandes. Die Huser waren wohnlich und gediegen eingerichtet ( 62, 5). Die Trachten waren sehr mannigfaltig; während in der ersten Hlfte des Jahrhunderts noch die franzsische Mode ihren Platz behauptete, wurde sie in der zweiten Hlfte von der spanischen besiegt. (Fig. 123.) Auf Speise und Trank wurde viel Sorgsalt verwandt, wie schon das Hufigerwerden von Kochbchern zeigt; die starkge-wrzten Speisen und Weine des Mittelalters erhielten sich. Unter den Festlichkeiten waren im mittleren Brgerstande die Schtzenfeste, bei denen auer der Armbrust auch das Feuerrohr gebraucht wurde, am meisten beliebt.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz], T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]
54. Zustnde und Einrichtungen.
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Hoftagen ( 42, 7) gebildet hatten. Seit dem 15. Jahrhundert zerfiel der Reichstag in drei Kollegien: Kurfrsten. Reichsfrsten und Reichs-ftdte, welche miteinander und mit dem Kaiser bereinstimmen mutzten,
wenn ein gltiger Reichsschlu" zu stnde kommen sollte. Wie aber die Macht des Kaisers durch die Reichsstnde", so wurde die Macht der Fürsten eingeengt durch die Landstnde, d. h. die nicht reichsuumittel-baren hheren Geistlichen, Adligen und Städte, die sich auf Landtagen versammelten. Ihr vornehmstes Recht war die Bewilligung der Steuern.
Stelle zusammen, was in frheren Abschnitten der die Verfassung des Reiches vorgekommen ist. Welches sind die Nachteile einer Wahlmonarchie?
2. Die Städte gelangten trotz aller Hindernisse zu immer grerer Blte. Die Straen gewannen ein reinlicheres Aussehen; die Feuers-brnste schufen Raum fr neue, bessere Anlagen; die neuen Huser wurden geschmackvoll und in festem Steinbau aufgefhrt; die Fenster er-hielten Glasscheiben. Im Innern war eine Patrizierwohnung mit sarbigen Teppichen, mit gedielten Fubden und mit geschnitzten Mbeln ver-sehen. (Fig. 97.)
Neben dem Handel der Kaufleute trug die Gewerbttigkeit der Handwerker die schnsten Frchte. Deutsche Geschicklichkeit und deutscher Erfindungsgeist waren weltberhmt. So erfand Johann Gutenberg Um aus Mainz um 1440 die Buchdruckerkunst ( 61,1). Um 1500 erfand 1440. der Schlosser Peter Henlein (gewhnlich Hele genannt) in Nrnberg die Taschenuhren (Nrnberger Eier").
Doch hatte das stdtische Leben des 15. Jahrhunderts auch seine dunkeln Seiten. Ein groer Teil der Bevlkerung lebte in Unwissen-heit und Roheit36). Die hufigen Kleiderordnungen beweisen, da groer Kleiderluxus getrieben wurde. (Fig. 120.)
3. Die Bauern. Gedrckt, verachtet und verspottet war der Stand der armen Leute", der Bauern, die zum grten Teil in einer hrteren oder milderen Form der Leibeigenschaft lebten und vielfach der Will-kr der Gutsherren preisgegeben waren. Doch befferte sich ihre Lage im allgemeinen infolge der Kreuzzge und der Besiedlung des Ostens.
Bei aller Mhe und Sorge aber fehlte des Lebens Lust und Freude nicht. In den Spinnstuben erzhlten und sangen im Winter die Frauen und Mdchen; im Frhjahr lockte die Dorflinde das junge Volk zum Tanze, bei dem es ungezwungener herging als in der ritterlichen Ge-sellschaft (Fig. 84); der Jahrmarkt, der sich an die Dorfkirchweih anschlo, gab Gelegenheit zu ausgelassenem Treiben; an bestimmten Tagen des Jahres pflanzten sich uralte festliche Gebruche fort.
Weit besser als die leibeigenen lebten die freien Bauern. Sie fehlten in keiner Landschaft und waren am zahlreichsten im Gebiete der
Christensen, Kleines Lehrbuch der Geschichte. Ii. A. 3- Aufl. 4
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Extrahierte Personennamen: Johann_Gutenberg Johann Peter_Henlein